Bedroht Trumps Steuerreform das professionelle Glücksspiel?
Die USA erleben derzeit eine hitzige Debatte über eine unscheinbare, aber folgenreiche Änderung im neuen Steuerpaket von Donald Trump. Während viele Themen im sogenannten „One Big Beautiful Bill“ breite Aufmerksamkeit bekommen, sorgt ein Detail bei Profi-Glücksspielern für Entsetzen: Ab dem Steuerjahr 2026 dürfen Verluste aus Glücksspielen nur noch zu 90 % steuerlich geltend gemacht werden – bisher waren es 100 %. Was auf den ersten Blick nach einer kleinen Korrektur aussieht, könnte das gesamte Geschäftsmodell professioneller Spieler ins Wanken bringen.
Professionelle Pokerspieler, Sportwetter und High-Stakes-Gambler operieren bislang steuerlich auf einer einfachen Basis: Gewinne sind steuerpflichtig, Verluste können im selben Maß gegengerechnet werden. Das schützt vor „Phantomgewinnen“, also Fällen, in denen jemand trotz objektivem Verlust steuerlich wie ein Gewinner behandelt wird.
Genau das soll sich nun ändern. Denn laut neuem Steuergesetz werden nur noch 90 % der Verluste als steuerlich abziehbar anerkannt. Bei gleich hohen Gewinnen und Verlusten bedeutet das, dass plötzlich auf 10 % der Verluste dennoch Steuern gezahlt werden müssen – obwohl real kein Geld übrig bleibt.
„Poker, wie wir es kennen, wird in Amerika angegriffen … die Mehrheit derjenigen, die heute vom Spielen leben, wird das künftig nicht mehr können.“
– Phil Galfond, professioneller Pokerspieler
So gravierend sind die Folgen
Ein professioneller Spieler, der im Jahr 1 Million US-Dollar an Gewinnen erzielt, aber auch 999.000 $ verliert, zahlt künftig Steuern auf 101.000 $ – obwohl er netto nur 1.000 $ verdient hat. Das entspricht einer Steuerlast, die den tatsächlichen Gewinn bei weitem übersteigt.
Bei wiederholtem Auftreten solcher Konstellationen wird das Glücksspiel steuerlich untragbar. Selbst wenn auf lange Sicht ein Gewinn erzielt wird, sorgen kurzfristige Schwankungen und der Verlustabzugsdeckel für realen finanziellen Schaden.
Die Empörung ist groß. Von Pokerspielern über Sportwetter bis hin zu Steuerberatern melden sich zahlreiche Stimmen, die vor drastischen Konsequenzen warnen. Die American Gaming Association (AGA) hat zwar das Gesamtpaket grundsätzlich begrüßt, doch genau diese Passage will man noch verhandeln.
Einige Politiker – vor allem aus Bundesstaaten mit großem Glücksspielsektor wie Nevada – sprechen bereits von einer „wirtschaftsfeindlichen Regelung“. Auch steuerpolitische Fachleute schlagen Alarm, da durch das Gesetz faire und realitätsnahe Besteuerung in Frage gestellt werde.
„Statt einer Einkommensquelle wird Poker zu einem finanziellen Risiko … Das ist absolut verrückt.“
– Maria Konnikova, Autorin und Pokeranalystin
Mögliche Folgen
Sollte die Regel wie geplant ab 2026 in Kraft treten, könnten folgende Entwicklungen einsetzen:
- Abwanderung professioneller Spieler in Länder mit fairerer Steuerpolitik
- Rückgang legaler Glücksspielumsätze, insbesondere im Online-Poker und bei Sportwetten
- Zunahme des Schwarzmarktes, da legale Anbieter durch unattraktive Rahmenbedingungen geschwächt werden
- Verschiebung der Spielerdynamik, weg vom professionellen Spiel hin zu Gelegenheitsspielern
Auch die staatlichen Einnahmen aus regulierten Glücksspielen könnten kontraproduktiv sinken, wenn sich Spieler vom Markt zurückziehen oder ihre Aktivität drastisch einschränken.
Was als technisches Detail im Steuerrecht beginnt, könnte das professionelle Glücksspiel in den USA grundlegend verändern. Die 90 %-Regel zur Verlustverrechnung trifft nicht nur einige wenige High Roller, sondern potenziell eine ganze Branche – von Pokerspielern bis zu professionellen Sportwettern. Der Gesetzgebungsprozess ist noch nicht abgeschlossen, doch die Zeit für Korrekturen wird knapp. Es bleibt abzuwarten, ob der politische Druck ausreicht, um diese folgenschwere Regelung noch zu stoppen oder zumindest abzumildern.