Streit um Thailands Casino Pläne: Verfassungswidrig oder Chance für die Zukunft?
In Thailand wird derzeit heftig über die geplante Legalisierung von Casinos diskutiert. Die Regierung plant den Bau sogenannter „Entertainment-Komplexe“, also große Resort-Anlagen nach dem Vorbild von Las Vegas. In diesen soll es nicht nur Hotels, Shopping-Zentren und Unterhaltung geben – sondern auch legale Spielcasinos. Doch genau das sorgt für Wirbel in der Politik und in der Bevölkerung.
Ein Sonderausschuss des thailändischen Senats hat große Bedenken geäußert. Die Senatoren befürchten, dass das neue Glücksspielgesetz möglicherweise gegen die Verfassung des Landes verstößt. Besonders kritisch sehen sie, dass die Regierung diese weitreichenden Pläne ohne vorherige Abstimmung mit dem Volk beschließen möchte. Deshalb fordert der Ausschuss nun eine Volksabstimmung. Die Bevölkerung soll selbst entscheiden können, ob sie legale Casinos in Thailand wirklich möchte.
Kritik an neuer Glücksspiel-Behörde
Ein weiterer Streitpunkt ist die geplante Glücksspiel-Behörde, die unter direkter Leitung der Premierministerin stehen soll. Diese „Nationale Glücksspiel-Politikbehörde“ soll laut Gesetzesentwurf ohne öffentliche Ausschreibungen oder Umweltprüfungen Entscheidungen über Milliardenprojekte treffen können. Kritiker befürchten, dass hier eine neue Machtzentrale entsteht, die kaum kontrollierbar ist. In den Medien wird bereits vom „Casino-Kabinett“ gesprochen – ein Begriff, der zeigt, wie umstritten das Thema ist.
Besonders heiß diskutiert wird ein möglicher Standort für das erste Casino-Projekt: das Hafenareal im Stadtteil Klong Toey in Bangkok. Das Gelände ist riesig und sehr wertvoll. Der Staat würde dabei nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Einnahmen erhalten, während Investoren Milliarden verdienen könnten. Auch müssten Gesetze geändert werden, um das Gelände überhaupt nutzen zu dürfen – ein politisch sehr heikles Thema. Sollte Klong Toey nicht umgesetzt werden, stehen bereits alternative Orte wie Chiang Mai oder U-Tapao (bei Pattaya) bereit.
Die Regierung erhofft sich von den Casino-Resorts neue Einnahmen, mehr Tourismus und Arbeitsplätze. Gleichzeitig betont sie, dass die Casinos streng reguliert und verantwortungsvoll betrieben werden sollen. Spielsucht und soziale Probleme sollen durch Aufklärung und klare Regeln vermieden werden. Doch viele Menschen trauen diesen Versprechungen nicht.
Laut der Regierung unterstützen angeblich 80 Prozent der Bevölkerung die Pläne. Eine unabhängige Umfrage zeigt allerdings ein ganz anderes Bild: Fast 60 Prozent der Thais lehnen die Casino-Gesetzgebung ab. Viele fürchten negative Folgen wie mehr Kriminalität, Spielsucht und wirtschaftliche Ungleichheit. Gerade in ländlichen Regionen gibt es große Vorbehalte gegen Glücksspiel.
Jetzt steht Premierministerin Paetongtarn Shinawatra unter Druck. Eigentlich hätte sie sich bereits vor dem Senat zu den Plänen äußern sollen. Doch sie war zu dieser Zeit auf Auslandsreise. Nun hat sie bis zum 5. Juni Zeit, eine offizielle Stellungnahme abzugeben. Dabei wird sie erklären müssen, warum die Regierung überhaupt Casinos bauen will – und wie sie die Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen will.
Die nächsten Wochen werden entscheidend. Sollte es zu einer Volksabstimmung kommen, steht das gesamte Projekt auf der Kippe. Falls die Mehrheit der Bürger dagegen stimmt, müsste die Regierung ihre Pläne komplett überdenken. Bis dahin bleibt der Traum vom thailändischen Las Vegas ein sehr umstrittenes Thema – mit ungewisser Zukunft.