Spanien möchte den Spielerschutz im Glücksspielbereich auf ein neues Niveau heben. Die nationale Aufsichtsbehörde Dirección General de Ordenación del Juego (DGOJ) arbeitet derzeit an einem innovativen System, das Künstliche Intelligenz zur Erkennung von riskantem Spielverhalten einsetzt. Ziel ist es, Auffälligkeiten im Online-Glücksspiel frühzeitig zu erkennen und Spielerinnen und Spieler besser zu schützen.
Im Zentrum steht ein Modell, das auf maschinellem Lernen basiert und mehr als 60 unterschiedliche Faktoren in die Analyse einbezieht. Dazu gehören die Häufigkeit von Einzahlungen, die Dauer der Spielsitzungen, die Anzahl aktiver Tage pro Monat, aber auch das Verhalten nach größeren Gewinnen oder Verlusten. Damit soll ein umfassendes Risikoprofil entstehen, das problematisches Spielverhalten schneller sichtbar macht.
Die spanische Glücksspielbehörde betont, dass alle lizenzierten privaten Betreiber künftig an dieses System angeschlossen werden müssen. Lotterien sind vorerst ausgenommen, obwohl sie nach wie vor einen großen Teil des Glücksspielmarkts in Spanien ausmachen. Diese Entscheidung hat bereits Diskussionen ausgelöst, da Kritiker die ungleiche Behandlung der einzelnen Segmente hinterfragen.
„Das Projekt zeigt, wie stark der Einfluss von KI auf die Regulierung des Glücksspiels in den kommenden Jahren wachsen wird“, heißt es in einer Branchenanalyse.
Spielerschutz mit Künstlicher Intelligenz
Die geplante Lösung setzt auf das Machine-Learning-Verfahren XGBoost, das große Datenmengen analysieren und Muster erkennen kann. Anhand dieser Technologie soll es möglich werden, gefährdete Nutzergruppen besser zu identifizieren. Im Fokus stehen dabei Spielerinnen und Spieler, die überdurchschnittlich lange oder häufig aktiv sind, mehrere Einzahlungen in kurzer Zeit tätigen oder nach Verlusten riskante Einsätze platzieren.
Einige der mehr als 60 Risikofaktoren umfassen:
- ungewöhnlich lange Spielzeiten in der Nacht
- hohe Frequenz bei Einzahlungen
- Kombination aus mehreren Spielen und Plattformen
- wiederholte Abbuchungen ohne Auszahlungen
- Reaktionen auf Gewinne oder Verluste
Durch die Kombination dieser Indikatoren entsteht ein ganzheitliches Bild, das es Betreibern ermöglicht, frühzeitig einzugreifen. Die Behörde möchte damit sicherstellen, dass riskantes Verhalten nicht unentdeckt bleibt, sondern im Sinne des Spielerschutzes kontrolliert und begrenzt werden kann.
„Wir wollen problematisches Spielverhalten erkennen, bevor es für die Betroffenen zu einem ernsten Problem wird“, erklärte ein Sprecher der DGOJ.
Glücksspielregulierung in Spanien
Die Regulierung des Glücksspiels hat in Spanien bereits in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Schon zuvor wurden strengere Werberegeln eingeführt, Limits für Boni gesetzt und Jugendschutzbestimmungen erweitert. Mit der geplanten Einführung eines KI-Systems wird ein weiterer Schritt in Richtung verantwortungsvolles Glücksspiel gemacht.
Noch ist jedoch kein Starttermin für das System bekannt. Die Behörde befindet sich in einem laufenden Genehmigungsverfahren und sammelt Feedback aus der Branche. Insbesondere die technische Umsetzung, die Gewichtung der Faktoren und der Umgang mit Fehlalarmen stehen im Fokus. Branchenvertreter betonen, dass Transparenz und klare Handlungsvorgaben entscheidend sein werden, um Akzeptanz zu schaffen.
Für die Betreiber wird das neue System zusätzliche Investitionen erfordern, da die Integration in bestehende Plattformen komplex ist. Auf lange Sicht soll es jedoch dazu beitragen, die Glaubwürdigkeit der Branche zu erhöhen und das Vertrauen der Spieler zu stärken.
Fazit
Spanien geht beim Spielerschutz einen innovativen Weg und setzt dabei auf Künstliche Intelligenz. Das geplante System soll problematisches Verhalten anhand von über 60 Risikofaktoren erkennen und Betreibern klare Vorgaben für den Umgang mit auffälligen Nutzern machen. Auch wenn ein konkreter Starttermin noch nicht feststeht, gilt das Projekt schon jetzt als wegweisend. Es zeigt, wie moderne Technologien genutzt werden können, um die Glücksspielregulierung effektiver und transparenter zu gestalten.