Schweden verschärft das Kreditverbot beim Glücksspiel

Schweden steht vor einem wichtigen Schritt in seiner Glücksspielregulierung: Die Regierung plant eine weitreichende Erweiterung des Kreditverbots. Ab April 2025 soll es Anbietern nicht mehr erlaubt sein, Glücksspieldienstleistungen über Kreditkarten oder andere Formen von geliehenem Geld abzuwickeln. Dieser Schritt zielt darauf ab, Spieler besser zu schützen und die soziale Verantwortung im Glücksspielbereich weiter zu stärken.
Die Maßnahme ist Teil einer größeren Initiative zur Eindämmung exzessiven Spielverhaltens und zur Bekämpfung illegaler Anbieter, die sich zunehmend auf dem schwedischen Markt ausbreiten. Während Kreditkartenzahlungen für Glücksspiel bereits seit 2018 offiziell verboten sind, sieht die neue Regelung eine Ausweitung auf indirekte Formen der Kreditfinanzierung vor. Das bedeutet, dass auch Zahlungsanbieter und Drittparteien, die Kreditvermittlungen anbieten, unter das Verbot fallen.
Warum ein umfassendes Kreditverbot notwendig erscheint
Die schwedische Glücksspielaufsichtsbehörde Spelinspektionen betont, dass Glücksspiel auf Kredit ein hohes Risiko für Spieler birgt. Wer Geld ausgibt, das er nicht besitzt, gerät schneller in finanzielle Schwierigkeiten. Untersuchungen zeigen, dass überschuldete Spieler oft keine realistische Einschätzung mehr über ihre Ausgaben treffen können. Das neue Gesetz soll dem vorbeugen, indem es bereits den Zugang zu Krediten im Zusammenhang mit Glücksspiel kategorisch unterbindet.
Diese Initiative ist aktuell – EU-weit zählt Schweden zu den Vorreitern strenger Glücksspielregulierung. Im Zentrum stehen:
- Deutliche Einschränkungen für Kreditfinanzierungen jeglicher Art in 2025,
- Eine umfassende Gesetzesprüfung zur Marktstruktur und Illegalität,
- Reaktionen der Regulierer und Branche, die eine Balance zwischen Spielerschutz und legalem Angebot suchen.
Ein weiteres zentrales Anliegen der Regierung ist es, die sogenannten grauen Zonen zu schließen. Viele Anbieter ermöglichen heute Zahlungen über Rechnungsdienste, Handyabrechnungen oder andere indirekte Finanzierungsmodelle, die trotz des Kreditkartenverbots faktisch ein Spielen auf Pump erlauben. Künftig sollen lizenzierte Anbieter verpflichtet sein, solche Transaktionen aktiv zu unterbinden. Dazu könnten sie Zugriff auf das schwedische Schuldenregister erhalten, um gefährdete Spieler frühzeitig zu erkennen.
Neben dem Schutz der Spieler verfolgt Schweden auch das Ziel, die Kanalisierung in den regulierten Markt zu stärken. Derzeit liegt die Kanalisierungsrate bei unter 80 Prozent. Das bedeutet, dass ein erheblicher Teil der Spielaktivitäten über nicht lizenzierte oder ausländische Anbieter stattfindet. Diese ermöglichen oft problemlos Einzahlungen per Kreditkarte und umgehen damit die schwedischen Regeln. Durch klare gesetzliche Vorgaben und technische Kontrollmechanismen soll dieser Abwanderung entgegengewirkt werden.
Kritik aus der Branche bleibt nicht aus
Die Glücksspielbranche, vertreten durch den Verband BOS, unterstützt die Zielsetzung der Reform grundsätzlich. Dennoch warnt sie vor übermäßiger Regulierung. Besonders das pauschale Verbot von Kreditkartenzahlungen sehen viele Anbieter kritisch. Sie argumentieren, dass Kreditkarten heute ein verbreitetes und sicheres Zahlungsmittel seien. Zudem würden Kartenanbieter in der Regel eine Bonitätsprüfung vornehmen, was einer verantwortungsvollen Nutzung zugutekommt.
BOS befürchtet, dass ein zu rigides Vorgehen Spieler vom legalen in den illegalen Markt treiben könnte. Dort gibt es keine Spielerschutzmechanismen und keine Begrenzung der Verluste. Die Folge könnte sein, dass genau die Spieler, die eigentlich geschützt werden sollen, noch größeren Risiken ausgesetzt werden. Die Regierung hingegen hält dagegen, dass konsequenter Schutz auch dann nötig sei, wenn er kurzfristig zu einem Rückgang des Umsatzes im legalen Bereich führt.
Einige Experten plädieren daher für einen Mittelweg. Technische Lösungen wie Limits, Echtzeit-Bonitätschecks oder verpflichtende Warnhinweise könnten als Alternativen zu einem vollständigen Kreditkartenverbot geprüft werden. Die laufende Untersuchung des Glücksspielgesetzes, die bis September 2025 abgeschlossen sein soll, könnte entsprechende Empfehlungen liefern.
Ein Schritt mit Signalwirkung für Europa
Mit der geplanten Verschärfung positioniert sich Schweden erneut als Vorreiter in Sachen Spielerschutz. Schon heute zählt das Land zu den am strengsten regulierten Glücksspielmärkten Europas. Sollte die Reform wie geplant im April 2025 in Kraft treten, dürften andere Länder genau hinschauen.
Gerade in Deutschland, wo ähnliche Diskussionen über Kreditfinanzierung und Zahlungsmittelbeschränkungen im Gange sind, könnte Schweden als Vorbild dienen. Auch auf EU-Ebene wächst der Druck, Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Spieler zu harmonisieren. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Schweden diesen Kurs erfolgreich durchsetzen kann und ob andere Länder dem Beispiel folgen.