Holpriger Start in UK für tschechischen Glücksspielkonzern Allwyn
Für den tschechischen Glücksspielkonzern Allwyn verläuft der Einstieg in das britische Lottogeschäft alles andere als reibungslos. Rund ein Jahr nach der offiziellen Übernahme der Lizenz für die britische National Lottery bleibt das Unternehmen deutlich hinter seinen ambitionierten Zielen zurück. Nun gerät der Konzern zunehmend unter Druck – sowohl von regulatorischer als auch von juristischer Seite.
Die britische Glücksspielaufsicht, die UK Gambling Commission (UKGC), hat Ermittlungen gegen Allwyn eingeleitet. Der Vorwurf: Der Konzern habe zentrale vertragliche Verpflichtungen bislang nicht erfüllt. Insbesondere die versprochenen technischen Verbesserungen, etwa im Bereich der Compliance und Nutzerfreundlichkeit, wurden bisher nicht in dem vereinbarten Umfang umgesetzt. Ein vertraglich festgelegter Meilenstein, der im Anschluss an den Berichtszeitraum erreicht werden sollte, konnte nicht eingehalten werden. Allwyn selbst führt die Verzögerungen auf die hohen rechtlichen Hürden und die unterschätzte Komplexität der Umstellung zurück.
Ein zentrales Problem ist der Wechsel des IT-Dienstleisters. Statt auf den bisherigen Anbieter IGT zu setzen, entschied sich Allwyn für eine Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen Scientific Games. Die Integration der neuen Systeme erweist sich jedoch als deutlich aufwendiger als geplant – mit massiven Folgen für den laufenden Betrieb und die wirtschaftlichen Kennzahlen. Die Kosten steigen, die Umsetzung verzögert sich, und der Zeitplan wankt. Ursprünglich sollte die vollständige technische Umstellung im Februar 2025 abgeschlossen sein. Inzwischen ist davon auszugehen, dass dieser Zeitrahmen nicht eingehalten wird.
Abgaben für wohltätige Zwecke weit unter Zielvorgabe
Neben den technischen Schwierigkeiten steht Allwyn auch finanziell unter Druck. In seiner Bewerbung um die Lizenz hatte der Konzern ambitionierte Versprechen abgegeben. So sollten die jährlichen Abgaben an wohltätige Organisationen auf 3,2 Milliarden Pfund erhöht werden – ein Ziel, das die National Lottery aktuell klar verfehlt. Schätzungen zufolge liegt die tatsächliche Summe derzeit bei etwa der Hälfte. Auch dies könnte für Allwyn unangenehme Konsequenzen haben. Die UKGC prüft derzeit, ob diese Abweichung von den Zielvorgaben ebenfalls eine Vertragsverletzung darstellt und mit einer Geldstrafe geahndet wird.
Allwyns Finanzchef Kenneth Morton erklärte in einem öffentlichen Statement, dass das Unternehmen weiterhin mit Hochdruck daran arbeite, seine Verpflichtungen zu erfüllen und insbesondere den gemeinnützigen Zweck der Lotterie in den Mittelpunkt zu stellen. Dennoch deutet die vorsichtige Formulierung darauf hin, dass sich Allwyn bereits auf mögliche Sanktionen einstellt.
Als wäre der regulatorische Druck nicht schon groß genug, steht Allwyn auch noch juristisch unter Beschuss. Der britische Medieninvestor Richard Desmond hat den Konzern sowie die Glücksspielkommission verklagt. Hintergrund ist die Vergabe der Lotterielizenz, die Desmond als fehlerhaft und unfair ansieht. Ein Gericht hat kürzlich entschieden, dass interne Dokumente, die Desmond im Rahmen des Verfahrens versehentlich zur Verfügung gestellt wurden, verwertet werden dürfen – was die Position des Klägers deutlich stärkt.
Allwyn befindet sich also in einer schwierigen Lage. Die technische Neuausrichtung kostet mehr Zeit und Geld als geplant, das Umsatzwachstum bleibt hinter den Erwartungen zurück, und gleichzeitig drohen regulatorische Maßnahmen sowie ein langwieriger Rechtsstreit. All dies in einem Markt, der als besonders lukrativ und wettbewerbsintensiv gilt. Der Druck auf den Konzern wächst – und die kommenden Monate dürften entscheidend dafür sein, ob Allwyn seine ehrgeizigen Pläne in Großbritannien noch realisieren kann oder ob der Markteintritt langfristig als gescheitert gilt.
