Die Hamburger Milliarden-Klage gegen Tipico sorgt in der Glücksspielbranche und darüber hinaus für großes Aufsehen. Ein Legaltech-Unternehmen aus Hamburg will vor Gericht erreichen, dass Spieler ihre Verluste aus den Jahren 2013 bis 2018 zurückfordern können. Die Dimension dieses Verfahrens ist enorm, da es nicht nur um Einzelfälle, sondern um mögliche Ansprüche in Milliardenhöhe geht.
Das Hamburger Unternehmen Gamesright hat sich auf die Durchsetzung von Spielerrückforderungen spezialisiert. Es erwarb das Klagerecht von einem Spieler, der bei Tipico rund 3.700 Euro verloren haben soll. Grundlage der Klage ist die Tatsache, dass Tipico in der fraglichen Zeit in Deutschland keine gültige Lizenz besaß. Nach Auffassung von Gamesright waren die Sportwetten in diesem Zeitraum daher illegal und alle daraus resultierenden Verträge nichtig.
Das bedeutet: Spieler könnten ihre Einsätze samt Verlusten zurückverlangen. In Zahlen ausgedrückt, sprechen Experten von einer möglichen Belastung für Tipico im Bereich von 20 bis 40 Milliarden Euro, wenn die Klage Erfolg hat und Nachahmer folgen.
Ein Vertreter von Gamesright erklärte:
„Wir wollen ein Grundsatzurteil, das endlich Klarheit für alle Betroffenen schafft.“
Hamburger Milliarden-Klage gegen Tipico und ihre Bedeutung
Das Verfahren ist nicht nur in Deutschland von Interesse. Da es um die Auslegung europäischen Rechts geht, hat der Bundesgerichtshof das Verfahren ausgesetzt und den Europäischen Gerichtshof eingeschaltet. Am 24. September 2025 soll dort eine mündliche Anhörung stattfinden. Erst danach kann in Deutschland über die konkrete Forderung entschieden werden.
Für die Glücksspielbranche ist der Ausgang von zentraler Bedeutung. Ein Urteil zugunsten der Kläger könnte eine Welle von Verfahren nach sich ziehen, bei denen Spieler ihre Verluste einklagen. Schon heute stehen diverse Anbieter im Fokus von Kanzleien, die Rückforderungen von Kunden prüfen.
Tipico selbst gibt sich gelassen. Das Unternehmen verweist darauf, dass es seit 2021 über eine deutsche Lizenz verfügt und sich an die geltenden Regularien hält. Bislang tauchen in den Bilanzen keine hohen Rückstellungen auf, was darauf hindeutet, dass der Anbieter den Ausgang des Verfahrens nicht als akute Bedrohung ansieht. Doch die Unsicherheit bleibt.
Chancen und Risiken
Rechtsexperten sehen durchaus Erfolgsaussichten für die Kläger, da die Rechtslage in den Jahren vor 2021 unübersichtlich war. In mehreren Urteilen deutscher Gerichte wurde bereits entschieden, dass Spieler ihre Verluste bei nicht lizenzierten Anbietern zurückfordern können. Allerdings ist noch nicht endgültig geklärt, wie diese Entscheidungen mit dem europäischen Dienstleistungsrecht in Einklang stehen.
Der EuGH muss nun Antworten auf entscheidende Fragen liefern:
- Waren die damaligen Lizenzbestimmungen mit EU-Recht vereinbar?
- Können Spieler sich rückwirkend auf ein Verbot berufen, obwohl die Anbieter wie Tipico teilweise über Lizenzen aus anderen EU-Staaten verfügten?
Ein Brancheninsider fasste es so zusammen:
„Sollte der EuGH den Klägern recht geben, steht das Geschäftsmodell vieler Wettanbieter auf dem Prüfstand.“
Ein positives Urteil für die Kläger könnte für die Sportwettenbranche zu einem finanziellen Erdbeben führen. Nicht nur Tipico, sondern auch andere Anbieter könnten mit Forderungen in Milliardenhöhe konfrontiert werden.