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Großrazzia gegen illegales Online-Sportwetten Netzwerk

illegale Online-Sportwetten

illegale Online-SportwettenEin internationaler Schlag gegen illegales Glücksspiel erschütterte Anfang Juli die europäische Wettszene. Im Zentrum der Ermittlungen stand ein groß angelegter Einsatz, koordiniert von der Münchner Kriminalpolizei. Unterstützt von über 950 Einsatzkräften aus Deutschland, Österreich, Spanien und Malta, durchsuchten die Behörden insgesamt 162 Objekte. Allein in München wurden 51 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt. Ziel war ein kriminelles Netzwerk, das mit illegalen Online-Sportwetten mutmaßlich Hunderte Millionen Euro umgesetzt hat.

Die Aktion war das Ergebnis monatelanger Ermittlungen, die bereits im März 2023 aufgenommen wurden. Den Ermittlern zufolge agierte die Tätergruppe hochgradig organisiert. Über nicht lizenzierte Internetseiten – teilweise nur über persönliche Einladungen zugänglich – wurden vor allem Fußballwetten angeboten. Diese Plattformen waren für gewöhnliche Nutzer unzugänglich und funktionierten wie virtuelle Hinterzimmer. Sie umgingen dabei sämtliche Regularien des regulierten deutschen Glücksspielmarkts.

„Die illegalen Angebote waren bewusst so gestaltet, dass sie nicht dem regulierten Markt auffielen und gleichzeitig hohe Einsätze ermöglichten“, erklärte ein Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft.

Internationale Zusammenarbeit war entscheidend

Ein so groß angelegter Einsatz wäre ohne länderübergreifende Kooperation nicht denkbar gewesen. Die Polizei arbeitete eng mit europäischen Partnern zusammen, um Zugriff auf Server, Konten und Daten in Spanien und Malta zu erhalten. Besonders in Malta, einem bekannten Standort für Online-Glücksspielanbieter, wurde intensiv nach digitalen Spuren und Kontobewegungen gesucht.

Ein zentrales Merkmal des Netzwerks war seine Struktur. Ermittler sprechen von einer hierarchisch aufgebauten Bande, die Einnahmen aus Sportwetten direkt in Luxusgüter und Immobilien investierte. Teure Fahrzeuge, Auslandsreisen und Immobilien in Deutschland und Spanien gehörten zur Lebensrealität der mutmaßlichen Drahtzieher. Bei der Razzia konnten umfangreiche Vermögenswerte gesichert werden – darunter Bargeld, Fahrzeuge und digitale Beweise, die nun ausgewertet werden.

Erstaunlich ist: Trotz des riesigen Umfangs der Operation und der offensichtlichen Schwere der Vorwürfe wurde bislang niemand festgenommen. Die zuständige Staatsanwaltschaft erklärte, dass derzeit kein Haftgrund wie Flucht- oder Verdunkelungsgefahr vorliege. Dennoch wird weiter intensiv ermittelt – auch in Richtung Steuerhinterziehung und Geldwäsche.

Hoher Steuerschaden und riskantes Spiel für Nutzer

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Steuerproblematik. Da die Angebote illegal waren und nicht über lizensierte Anbieter liefen, wurden auch keine Wettsteuern abgeführt. Der entstandene finanzielle Schaden für den Staat wird laut Ermittlern auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt. Zudem wurde vermutet, dass die Plattformen auch zur Verschleierung von Geldflüssen genutzt wurden.

„Wir gehen davon aus, dass über die Plattformen nicht nur gewettet, sondern auch Gelder gewaschen wurden“, betonte ein Beamter der Steuerfahndung.

Besonders kritisch wird bewertet, dass viele Spieler keine Ahnung hatten, dass sie auf illegalen Seiten wetten. Die Aufmachung der Plattformen war professionell. Durch geschicktes Marketing und Einladungsmechanismen wurde Vertrauen aufgebaut – und so auch hohe Summen generiert. In Einzelfällen gingen Einsätze in den sechsstelligen Bereich. Die Gefahr für die Spieler lag dabei nicht nur im Verlust ihrer Einsätze, sondern auch in fehlendem Verbraucherschutz. Gewinne konnten nicht rechtlich eingefordert werden und Spielersperren hatten keine Wirkung.

Die Behörden sehen den Einsatz als großen Erfolg und als Signal an die Glücksspielszene. Man wolle deutlich machen, dass illegale Angebote – auch im digitalen Raum – nicht unbeobachtet bleiben. Die Ermittlungen werden voraussichtlich noch Monate in Anspruch nehmen. Weitere Durchsuchungen, Anklagen und möglicherweise auch Festnahmen sind nicht ausgeschlossen.

Diese Großrazzia zeigt, wie komplex und grenzüberschreitend das Geschäft mit illegalem Online-Glücksspiel geworden ist. Sie offenbart aber auch, dass Strafverfolgungsbehörden mittlerweile über das Know-how und die Mittel verfügen, solchen Strukturen nachhaltig entgegenzutreten. Die kommenden Monate dürften zeigen, ob das kriminelle Netzwerk dauerhaft zerschlagen wurde – oder ob es bereits Nachfolger gibt.

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