Finnland steht kurz vor einem historischen Umbruch. Jahrzehntelang dominierte das staatliche Monopol unter Veikkaus das Glücksspielwesen. Doch nun läutet das Land eine umfassende Reform ein. Ein neues Lizenzsystem soll künftig den milliardenschweren Online-Markt unter staatliche Aufsicht stellen und ihn gleichzeitig für private Anbieter öffnen.
Das bisherige System, das stark auf zentralisierte Kontrolle setzte, wird durch ein modernes Lizenzmodell ersetzt. Zukünftig sollen lizenzierte Anbieter Sportwetten und Online-Casinospiele in Finnland betreiben dürfen – allerdings nur unter klaren regulatorischen Bedingungen und mit staatlicher Kontrolle. Damit will Finnland nicht nur den Verbraucherschutz stärken, sondern auch einheitliche Besteuerungsregeln schaffen.
Bisher waren viele Glücksspielangebote im Ausland ansässig, was zu einem steuerlichen Abfluss führte. Diese Anbieter sollen durch die Reform in den nationalen Rahmen integriert und zu lizenzierten Steuerzahlern gemacht werden. Der Staat behält jedoch bei klassischen Glücksspielarten wie Lotterie und physischen Spielautomaten weiterhin das alleinige Recht.
„Finnland verabschiedet sich vom Alleingang und strebt einen regulierten Wettbewerb an, der sowohl Anbieter als auch Spieler schützt.“
Die Marktöffnung bringt Bewegung in die europäische Glücksspielbranche. Insider gehen davon aus, dass sich zwischen 30 und 40 Anbieter – überwiegend internationale Unternehmen – um eine Lizenz bemühen werden. Zu den Interessenten zählen etablierte Plattformen, aber auch neue Akteure, die vom Wachstumspotenzial des nordischen Markts profitieren wollen.
Breite wirtschaftliche Effekte
Die Reform wirkt sich nicht nur auf das Spielangebot aus, sondern auf ganze Wirtschaftszweige. Denn hinter jedem legalen Anbieter steht ein komplexes Ökosystem aus Technologie- und Servicedienstleistern. Plattformbetreiber, Software-Entwickler, IT-Sicherheitsfirmen, Zahlungsabwickler, Identifikationsdienste und juristische Berater – sie alle spielen eine zentrale Rolle beim Aufbau eines legalen Glücksspielmarkts.
Die Regierung rechnet mit einem Marktvolumen von mindestens 500 Millionen Euro. In optimistischen Prognosen wird sogar die Milliardengrenze überschritten. Der neue Markt könnte daher zu einem echten Wachstumsmotor werden – nicht nur für die Glücksspielbranche, sondern auch für die finnische Digitalwirtschaft insgesamt.
„Was in Finnland entsteht, ist mehr als ein neuer Glücksspielmarkt. Es ist die Grundlage für ein digitales Ökosystem mit enormem Potenzial.“
Besonders für inländische Tech-Unternehmen bietet sich die Chance, sich frühzeitig zu positionieren und Dienstleistungen für lizenzierte Anbieter zu entwickeln. Das schafft nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern stärkt auch die technologische Souveränität Finnlands.
Zeitplan und nächste Schritte
Die parlamentarische Abstimmung über das neue Glücksspielgesetz ist für den Herbst geplant. Wenn alles nach Plan verläuft, können Unternehmen ab Anfang 2026 Lizenzen beantragen. Die tatsächliche Öffnung des Markts ist für Anfang 2027 vorgesehen. Die Lizenzlaufzeit soll jeweils fünf Jahre betragen.
Für den reibungslosen Übergang ist außerdem eine Übergangsphase vorgesehen. Während dieser wird das bestehende Monopol schrittweise zurückgefahren. Bereits 2028 sollen alle Anbieter von Glücksspiel-Software zusätzlich eine B2B-Lizenz benötigen, um am Markt aktiv sein zu dürfen.
Damit geht Finnland einen ähnlichen Weg wie andere europäische Staaten, die zuvor ihr Glücksspielwesen reformiert haben – darunter Schweden, die Niederlande oder Deutschland. Der Unterschied liegt jedoch in der klaren Zielsetzung: ein ausgewogener Markt mit striktem Spielerschutz, wirtschaftlicher Perspektive und digitaler Wettbewerbsfähigkeit.