GGL 2024 Bericht: Wenn Regulierung alles wird, nur nicht sinnvoll

Am 27. Juni veröffentlichte die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) ihren Tätigkeitsbericht für das Jahr 2024. Wieder einmal geht es um Maßnahmen, Verfahren, Statistiken und kontrollierte Prozesse. Nur eines geht dabei wieder vollständig unter: der Spieler. Der Mensch, der angeblich im Mittelpunkt stehen soll, wird zum Nebenschauplatz. Der Glücksspielstaatsvertrag funktioniert mittlerweile wie ein präzise geöltes Verwaltungsrad. Es dreht sich zuverlässig im Kreis und produziert dabei jede Menge Papier, aber keinen funktionierenden Markt.
Laut Bericht hat die GGL 230 Erlaubnis- und Änderungsanträge bearbeitet und 141 Anbieter beaufsichtigt. Das klingt nach Fleißarbeit und Einsatz. Wer allerdings hinter die Kulissen blickt, erkennt schnell das wahre Ausmaß der Misere. Anbieter, die legal am Markt teilnehmen wollen, müssen sich durch unklare Prozesse und endlose Wartezeiten kämpfen. Die Hürden sind hoch, die Spielräume klein. Gleichzeitig bleiben die Spielerschwund-Zahlen hoch, weil das legale Angebot so unattraktiv gestaltet ist, dass selbst überzeugte Regelbefürworter irgendwann aufgeben.
Spielerschutz oder doch nur Spielervergrämung
Ein „Meilenstein“ war laut Bericht die gerichtliche Bestätigung der sogenannten Markers of Harm. Diese sollen problematisches Spielverhalten frühzeitig erkennen. In der Praxis bedeutet das vor allem mehr Kontrolle, mehr technische Eingriffe und mehr misstrauische Datenauswertung. Anstatt Spieler mit klugen Tools zur Selbstregulierung zu stärken, wird ihnen das Spiel schrittweise zur Tortur gemacht. Wer ernsthaft und erwachsen spielen möchte, wird wie ein potenziell Kranker behandelt. Viele wenden sich daher genervt ab und suchen ihr Glück dort, wo sie nicht bevormundet werden.
Trotz aller Anstrengungen bleibt der Anteil illegaler Online-Angebote am Markt bei rund 25 Prozent. Die GGL nennt es einen „anspruchsvollen Kampf“, aber eigentlich ist es ein Offenbarungseid. Selbst mit Geo-Blocking, Untersagungsverfahren und Payment-Blocking bleibt die Realität unverändert. Die Spieler kennen Wege, die Sperren zu umgehen. VPN, ausländische Seiten, neue Domains. Der legale Markt verliert an Vertrauen, während der illegale Markt jeden Tag effizienter wird. Wer ernsthaft glaubt, mit Formularen und technischen Sperren einen globalen Online-Markt regulieren zu können, hat das Prinzip Internet nicht verstanden.
14,4 Milliarden Euro Verlust – offiziell „Bruttospielertrag“ genannt
Ein weiterer Rekord: Der Bruttospielertrag, also die Verluste der Spieler, liegt bei 14,4 Milliarden Euro. Ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die GGL verkauft das als Beleg für ein wachsendes Marktvolumen. Tatsächlich ist es ein weiteres Indiz dafür, dass der Spieler einfach weitermacht, aber immer öfter unter Bedingungen, die mit der deutschen Regulierungslogik nichts mehr zu tun haben. Die steuerlichen Einnahmen mögen stimmen, doch das System selbst zeigt deutliche Risse.
Ein Glücksspiel Vertrag gegen den Markt
Der Glücksspielstaatsvertrag von 2021 sollte Ordnung schaffen und Spielerschutz gewährleisten. In Wirklichkeit hat er einen rechtlichen Rahmen geschaffen, der kaum ein Anbieter freiwillig nutzt und der viele Spieler gezielt vertreibt. Limitierungen auf einen Euro pro Dreh, fünf Sekunden Pause zwischen Spins, Werbeverbote selbst für lizenzierte Anbieter und ein permanentes Klima des Misstrauens führen nicht zu mehr Schutz, sondern zu Frust.
Im illegalen Bereich gibt es keine dieser Einschränkungen. Dort ist das Spielangebot modern, der Ablauf schnell, die Auswahl groß. Es ist ein freier Markt, der längst das bietet, was Spieler suchen. Und während die GGL neue Regeln evaluiert und Berichte schreibt, wächst der Abstand zwischen Anspruch und Realität weiter.
Auch für 2025 kündigt die GGL viele Vorhaben an. Es geht um mehr Rechtssicherheit, den Ausbau des Werbemonitorings, verbesserte Zusammenarbeit mit internationalen Behörden und technische Weiterentwicklungen. Doch das Grundproblem bleibt unangetastet. Der Vertrag selbst ist die Wurzel des Misserfolgs. Solange dieser nicht überarbeitet wird, bleibt jede Maßnahme nur Symptombehandlung.
Deutschland reguliert gründlich. So gründlich, dass am Ende kein Markt übrigbleibt, sondern nur ein perfekt organisierter Rückzug ins Ausland.
Was es bräuchte, ist ein Vertrag, der sich an der Realität orientiert. Einer, der Spielerschutz nicht mit Bevormundung verwechselt. Einer, der legale Anbieter nicht durch Überregulierung stranguliert. Und einer, der anerkennt, dass Nutzererfahrung und Vertrauensbildung mehr bewirken als jede Sperrverfügung.