Allwyn verlässt Deutschland: Fokuswechsel eingeläutet
Der Glücksspielkonzern Allwyn hat sich überraschend aus dem deutschen Spielbankgeschäft zurückgezogen. Die zehn Spielbanken in Niedersachsen, darunter Standorte wie Hannover, Osnabrück und Wolfsburg, wurden zum 1. Juli 2025 verkauft. Neuer Betreiber ist die Merkur Group, vormals Gauselmann, die sich damit in einem umkämpften Vergabeverfahren durchgesetzt hat.
Dieser Schritt ist Teil einer umfassenderen Neuausrichtung von Allwyn. Während man sich aus dem stationären Markt in Deutschland zurückzieht, verstärkt das Unternehmen seine digitalen Aktivitäten in Südosteuropa – allen voran in Griechenland, wo man nun die Kontrolle über Stoiximan vollständig übernommen hat.
Die Merkur Group übernimmt ab sofort alle Spielbanken in Niedersachsen. Laut eigenen Angaben bleiben sämtliche 430 Arbeitsplätze erhalten, zudem sollen neue Stellen entstehen. Merkur plant, die Casinos schrittweise zu modernisieren und das klassische Spielangebot mit Events, Gastronomie und Technologie aufzuwerten.
Mit der Übernahme der niedersächsischen Spielbanken setzen wir auf Wachstum in einem stark regulierten Markt, in dem wir unsere langjährige Expertise einbringen, erklärte ein Unternehmenssprecher.
Die Übernahme wurde bereits 2023 juristisch vorbereitet, nachdem Merkur die Konzessionen im Zuge der Neuvergabe gewonnen hatte. Das Verwaltungsgericht Hannover bestätigte im Februar 2025 die Rechtmäßigkeit der Entscheidung.
Investition in Stoiximan bringt Allwyn Wachstum
Parallel zum Rückzug aus Deutschland hat Allwyn über seine Tochtergesellschaft OPAP S.A. die restlichen 15,51 % an Stoiximan übernommen – für rund 191,6 Millionen Euro. Damit hält Allwyn nun 100 % an dem führenden Anbieter für Online-Sportwetten und iGaming in Griechenland und Zypern.
Die Akquisition passt zur Digitalstrategie des Unternehmens. Stoiximan verzeichnete 2024 ein Wachstum des Bruttospielertrags um 27 %. In einem Markt mit steigender Smartphone-Nutzung und wachsender Zahlungsbereitschaft für Online-Angebote ist das eine vielversprechende Entwicklung.
Diese Akquisition unterstreicht unser Vertrauen in das langfristige Potenzial des Online-Glücksspielmarktes in Südosteuropa, so Allwyn-CEO Robert Chvátal.
Allwyns Schritt lässt sich klar deuten: Der Konzern zieht sich aus kostenintensiven, stark regulierten Märkten mit stationärem Fokus zurück und investiert stattdessen in digitale Plattformen mit hohem Skalierungspotenzial. Die Zukunft sieht das Unternehmen online – und nicht mehr im klassischen Spielbankmodell mit festen Standorten und großem Personalbedarf.
In Australien verfolgt Allwyn einen ähnlichen Kurs: Auch dort ist der Verkauf der Spielbanken im Gespräch. Damit wird die Strategie noch deutlicher: weg vom Ort, hin zur Plattform.
Merkur stärkt seine Präsenz vor Ort
Für die Merkur Group ergibt sich aus der Übernahme ein strategischer Vorteil. Das Unternehmen betreibt bereits Spielbanken in mehreren Bundesländern und kann durch den Gewinn der niedersächsischen Konzessionen seine Marktführerschaft im stationären Bereich weiter ausbauen.
Die neue Linie von Merkur: Erlebniscasinos mit modernen Automatenspielen, lokalen Events und integrierter Gastronomie. Das Unternehmen setzt damit auf Präsenz, Nähe zum Kunden – und auf einen Markt, der trotz Digitalisierung nicht vollständig verschwindet. Erst kürzlich ist das Unternehmen mehrere Partnerschaften mit der Formel 1 eingegangen.
Der Rückzug Allwyns aus Deutschland und die gleichzeitige Expansion in Griechenland zeigen exemplarisch, wie sich der europäische Glücksspielmarkt verändert. Digitale Märkte bieten höhere Margen, geringere Fixkosten und bessere Skalierbarkeit – besonders für internationale Player wie Allwyn.
Auf der anderen Seite beweist die Merkur Group, dass auch das stationäre Geschäft Potenzial bietet – wenn es modernisiert und kundenorientiert betrieben wird. Ob sich die digitale oder physische Strategie langfristig durchsetzt, bleibt offen. Klar ist jedoch: Die Weichen sind gestellt.