
Die Tür hielt stand. Das Gebäude, seit Jahren verlassen, sah wohl zum ersten Mal seit langer Zeit wieder etwas Action. Es ist fast rührend, wie der Mann gegen die Tür trat, in der Hoffnung, dahinter ein paar vergessene Geldautomaten zu finden. Vielleicht glaubte er an das Märchen vom letzten Jackpot, der irgendwo noch auf einen würdigen Gewinner wartet. Leider war das Märchen an diesem Abend eine Tragikomödie.
Der Tatort mit dem gewissen Glanz vergangener Tage
Das ehemalige Casino ist längst kein Ort des Glücks mehr. Die Spielautomaten sind verschwunden, die Lichter aus, und selbst die Spinnweben haben resigniert. Doch das schien unseren selbsternannten Schatzsucher nicht zu stören. Er trat, schlug und hoffte, dass sich die Tür seiner Entschlossenheit beugen würde. Tat sie aber nicht. Sie blieb standhaft, fast so, als hätte sie sich vorgenommen, wenigstens einmal im Leben etwas richtig zu machen.
Eine aufmerksame Anwohnerin hörte die Geräusche, rief die Polizei und lieferte damit unfreiwillig den Showdown. Die Beamten fanden eine demolierte Tür, ein aufgeschrecktes Viertel und später, dank Videoaufnahmen, auch einen Tatverdächtigen. Der Mann hatte Glück im Unglück, denn viel schlimmer als eine kaputte Tür und eine Anzeige hätte es kaum kommen können.
„Ich wollte nur nachsehen, ob bei den Automaten noch Geld ist“, sagte der Mann später bei der Befragung.
Diese Aussage hat das Potenzial, in die lokale Polizeigeschichte einzugehen. Sie ist gleichzeitig ehrlich, absurd und irgendwie rührend. Vielleicht glaubte er wirklich, dass irgendwo noch ein verwaister Spielautomat auf ihn wartet, bereit, Münzen wie Konfetti auszuspucken.
Der Traum vom schnellen Gewinn endet im Polizeiprotokoll
Die Ermittlungen gingen schnell. Schon Ende Oktober wurde der 34-jährige Schweizer festgenommen. Das Geständnis kam prompt, die Überraschung blieb aus. Der Mann hatte wohl gehofft, wenigstens einen alten Automaten zu finden, vielleicht sogar einen, der vergessen wurde, als das Casino schloss. Stattdessen fand er nur Ärger, Papierkram und eine Tür, die ihm überlegen war.
„Das war kein Raubzug, das war ein realitätsferner Ausflug in die Nostalgie des Glücksspiels.“
So könnte man es zusammenfassen. Das Gebäude wurde wieder gesichert, der Sachschaden beträgt mehrere Tausend Franken, und die Stadt hat nun eine neue Anekdote, die fast zu schön ist, um wahr zu sein.
In Schaffhausen spricht man inzwischen vom „Einbruch ohne Beute“. Die Geschichte hat alles, was eine gute Provinzposse braucht: einen einsamen Helden, eine unbesiegbare Tür und den Traum vom schnellen Geld. Vielleicht war es pure Verzweiflung, vielleicht Langeweile, vielleicht einfach nur die falsche Idee zur falschen Zeit.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Glücksspiele ohne Glück selten gut ausgehen. Das ehemalige Casino bleibt verschlossen, die Polizei zufrieden, und der Tatverdächtige hat wahrscheinlich gelernt, dass es einfachere Wege gibt, an Geld zu kommen.
Und wenn ihn noch einmal die Sehnsucht nach dem großen Gewinn packt, sollte er vielleicht lieber ein paar Rubbellose kaufen. Die machen weniger Lärm, verursachen keinen Sachschaden und führen deutlich seltener zu einem Ermittlungsverfahren.



