
Seit März 2025 werden sämtliche Videos, die sich mit Glücksspiel oder Poker beschäftigen, von YouTube als „sensible Inhalte“ behandelt. Das bedeutet: Sie erhalten automatisch eine Altersbeschränkung ab 18 Jahren. Selbst Videos ohne Werbung oder Anbieterhinweise werden kaum noch empfohlen und verschwinden aus den Suchvorschlägen. Für viele YouTuber ist das ein massiver Einschnitt, denn der größte Teil ihrer Views stammt nicht von Stammzuschauern, sondern von Empfehlungen durch den Algorithmus.
„All online poker content is cooked with new YouTube policy“, klagte ein international bekannter Streamer in einem vielzitierten Post.
Die Plattform geht sogar so weit, alte Videos zu überprüfen und rückwirkend einzuschränken oder zu löschen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Inhalt pädagogisch oder rein strategisch ist – Poker gilt pauschal als Glücksspiel. Viele Kanäle, die über Jahre hinweg ein erwachsenes, loyal aufgebautes Publikum erreicht hatten, verlieren nun ihre Reichweite und damit ihre Haupteinnahmequelle.
Glücksspiel-Regeln auf YouTube treffen die Poker-Community hart
Unter den neuen Regeln dürfen Creator keine Logos, Links oder Sponsoren erwähnen, die mit Online-Casinos oder Wettanbietern in Verbindung stehen – selbst dann nicht, wenn es sich um lizenzierte Marken handelt. Lehrreiche Formate, die Strategien, Turnieranalysen oder Live-Kommentare bieten, werden mit denselben Einschränkungen behandelt wie reine Glücksspielwerbung. Zahlreiche Poker-YouTuber berichten, dass YouTube ihnen keine klaren Erklärungen liefert, warum ihre Inhalte eingeschränkt oder demonetarisiert werden.
In der deutschen Szene sorgt das für wachsende Frustration. Selbst Kanäle, die sich ausschließlich auf Theorie und Wahrscheinlichkeiten konzentrieren, verlieren ihre Monetarisierung. Die Reichweite bricht um bis zu 80 % ein, weil Videos nur noch einem kleinen Kreis von registrierten Volljährigen angezeigt werden. Die daraus resultierenden Verluste bedrohen viele Existenzen.
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Richtlinien greifen uneinheitlich. Während manche Videos mit demselben Inhalt online bleiben, werden andere ohne Vorwarnung entfernt. YouTube verweist dabei auf „automatisierte Prüfmechanismen“, die fehleranfällig sind und keine individuellen Ausnahmen zulassen.
„YouTube removed six of my poker tutorials completely out of the blue, and with no explanation“, berichtete ein US-amerikanischer Creator, dessen Kanal über 200.000 Abonnenten zählt.
Die Situation wird zusätzlich dadurch verschärft, dass YouTube keine Möglichkeit bietet, Poker von anderen Glücksspielarten abzugrenzen. Damit wird Poker – trotz seines hohen strategischen Anteils – pauschal als Glücksspiel klassifiziert.
Wie neue Glücksspiel-Regeln Poker YouTuber in Existenznot bringen
Die Folgen dieser Politik sind deutlich spürbar. Viele Poker-YouTuber kämpfen um ihre wirtschaftliche Grundlage, da Werbeeinnahmen, Partnerschaften und Sponsoringverträge wegbrechen. Ohne Monetarisierung verlieren selbst große Kanäle ihre Motivation, regelmäßig Inhalte zu veröffentlichen. Einige Produzenten weichen bereits auf alternative Plattformen wie Twitch oder TikTok aus, andere denken über eigene Websites und Abosysteme nach.
Doch auch dort sind die Hürden hoch. Twitch hat in den vergangenen Jahren ebenfalls seine Regeln für Glücksspielstreams verschärft, sodass nur wenige Anbieter noch erlaubt sind. Poker-Content befindet sich damit in einem regulatorischen Niemandsland: zu harmlos, um als gefährliches Glücksspiel behandelt zu werden, aber zu nah an der Branche, um vollständig akzeptiert zu werden.
Hinzu kommt, dass politische Entwicklungen in Großbritannien und der EU zusätzlichen Druck auf Plattformen ausüben. Der überarbeitete Gambling Act in Großbritannien sieht strenge Transparenzpflichten und Werbebeschränkungen vor. YouTube hat seine Richtlinien im Zuge dessen verschärft, um Bußgelder und rechtliche Risiken zu vermeiden. Das Ergebnis ist jedoch eine übermäßige Einschränkung, die auch seriöse Bildungskanäle trifft.
Für viele Poker-YouTuber ist klar: Die Plattform hat ihre eigene Community im Stich gelassen. Lehrreiche Pokerinhalte verschwinden, während die Sichtbarkeit sinkt und das Vertrauen der Creator schwindet. Ob YouTube die Regeln künftig präzisiert oder differenziert, bleibt offen. Bis dahin ist das Überleben vieler Pokerkanäle mehr als ungewiss – und ein ganzer Zweig der Online-Unterhaltungswelt steht vor dem Aus.



